Buchleinen und Einbandgewebe

Eine kleine Einführung.

 

 

 Als Leder und Pergament im Laufe des 19. Jh immer gefragter und teurer wurde, war man bei Verlagen und in Buchbindereien auf der Suche nach Ersatz.

Am Anfang versuchte man die Tierhäute zu imitieren, was im großen Stil so gegen 1870 anfing.

Baumwollgewebe wurde beidseitig bestrichen und mit Ledernarbung versehen.

                    Kaliko

         Kaliko mit zwei unterschiedlichen Oberflächen

 

Der Rohstoff kam größtenteils aus Indien, über den Hafen von Calicut (seit 1996 Kozhikode) und so nannte man es einfach Kaliko.

Die Schönheit offener Buchleinen, wie wir sie benutzen, rückte erst etwas später in den Vordergrund: tatsächlich erst in Dreißigern des letzen Jahrhunderts.

Buchleinen besteht aus Baumwolle, Zellwolle oder einem Gemisch daraus.

Nur in seltenen Fällen wirklich aus Leinen oder anderen Materialien.

Gewebe haben durch unterschiedliche Herstellungsart, Rohstoff und Garnstärke die unterschiedlichsten Qualitäten. 

Wichtig für uns ist vor allem die Bindung des Stoffes.
Alle Gewebe bestehen aus Kett- und Schußfäden.
Kettfäden durchziehenden den ganzen Stoff der Länge nach.
Schußfäden werden der Breite nach durch die Kettfäden geschossen.

 

Die Anordnung der Kett- zu den Schußfäden bestimmen die Art der Stoffbindung.

Wichtig für uns: die drei Grundarten.

Leinwandbindung: Kett- und Schußfäden wechseln sich regelmäßig und ohne Ausnahme ab.

                     Leinwandbindung

                                   Leinwandbindung


Leinwandbindung ist die mit Abstand am häufigsten vorkommende Bindungsart bei Einbandgeweben. Bei dieser entsteht ein sehr gleichmäßiges Gewebebild.

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Köperbindung: der Schußfaden überspringt mehrere Kettfäden.

So entsteht ein diagonal verlaufendes Gewebebild. Man unterscheidet eine „S“- und eine „Z“ - Bindung, je nachdem in welche Richtung die Diagonale läuft.

                      Köper - S - Bindung          

                                     Köper - S - Bindung                          Köper - Z - Bindung

          
Die Köperbindung kommt eher bei unseren Hilfsgeweben vor, wie z.B. bei den meisten Heftbändern.

Hier findet ihr eine Liste solcher Gewebe → Hilfsgewebe

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Atlasbindung, auch Satinbindung genannt. Auch hier überspringt der Schußfaden, wie bei der Köperbindung einige Kettfäden.

Die Kreuzungen der Kettfäden liegen aber nicht direkt nebeneinander, wodurch ein viel dichteres Gewebe entsteht. Moleskin und Lasting sind auf diese Art gewebt.

 

                     Atlas - oder Satinbindung

                            Atlas - oder Satinbindung

Hier findet ihr eine Liste der verschiedenen Einbandgewebe  Einbandgewebe
 und hier eine Systematik der Einbandstoffe  Einbandstoffe

 

Buchleinen ist auf der Rückseite papierkaschiert.

Zum einen, um ein durchschlagen des Leims oder Kleisters, und damit einhergehende hässliche Flecken zu unterbinden, zum anderen wird das Ausfransen an den Schnittkannten minimiert.

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Bei Rohhalbleinen und Naturleinen bestehen Kette oder Schuss, bei Reinleinen beide aus Leinenfäden

Buchleinen

Sie sind zudem oft mit gröberem Garn gewebt und um einiges stabiler und unempfindlicher als unser farbiges Leinen. Leinenfasern lassen sich nicht gut verspinnen und haben entsprechend viele Knoten im Gewebe, wodurch sie sich gut erkennen lassen.
Zumindest der Theorie nach:

die meisten Rohleinen, Rohhalbleinen oder Reinleinen nennen sich nur so und sind in den meisten Fällen nur optisch nachempfunden.

            Rohleinen                  Naturleinen
                 Rohleinen aus 100% Flachs                   Naturleinen aus 100% Baumwolle
 
Bibliotheksgewebe oder Bibliotheksleinen, Buckram,

Buckram besteht aus Baumwolle und hat eine sehr starke Appretur aus Acrylaten. Buckram hat das Bibliotheksleinen, welches verschiedene Gewebe und alle möglichen Kunstoffbeschichtungen haben konnte, fast völlig verdrängt. Die Oberfläche ist wesentlich robuster und kann sich abhängig von der Sorte schwer verarbeiten lassen.